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Zu wenig Milch? - Geringe Gewichtszunahme?

  • Autorenbild: Anna Schuh
    Anna Schuh
  • 6. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Okt.

stillende entspannte Mama - Stillbegleitung Mammalia

Eines der häufigsten Probleme und Verunsicherungen in der Stillberatung ist, wenn das Baby nicht ausreichend Milch bekommt und damit mit dem Gewicht stagniert. Das verursacht, nachvollziehbar, großen Druck und Stress bei der Mama. Dies wiederum kann tatsächlich die Milchproduktion hemmen und die Stillbeziehung negativ beeinflussen.


In den meisten Fällen ist kein medizinisches Problem dahinter, sondern ein kleines Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage – oder Gewohnheiten, die den Milchfluss unbewusst bremsen.

Hier erfährst du, woran du erkennst, ob dein Baby genug Milch bekommt, was häufige Ursachen für eine zu geringe Zunahme sind, und welche Maßnahmen wirklich helfen.



Woran du erkennst, dass dein Baby genug Milch bekommt


Viele Mütter sind zu Beginn verunsichert und glauben, sie hätten zu wenig Milch, obwohl eigentlich alles im grünen Bereich ist.

Das nennt man „perceived insufficient milk“ – also das Gefühl, dass zu wenig Milch da ist, obwohl die Versorgung passt.


Dein Baby bekommt genug Milch, wenn:


• es wach, lebendig und aufmerksam ist

• die Haut rosig, warm und prall wirkt

• der Urin hell ist und die Windeln regelmäßig nass sind (mind. 5–6 volle Windeln oder 6–8 Stoffwindeln in 24 Stunden)

• der Stuhlgang regelmäßig erfolgt (bei älteren Stillkindern auch nur alle paar Tage)

• es sich gut bewegt, lacht und zufrieden wirkt


Weiche Brüste oder häufiges Stillen sind kein Anzeichen für Mangel, sondern ein Zeichen, dass sich Angebot und Nachfrage eingependelt haben.



Häufige Gründe für zu geringe Gewichtszunahme


Wenn die Zunahme stagniert, liegt das selten an zu wenig Milch, sondern daran, dass sie nicht optimal übertragen wird.

Die häufigsten Ursachen sind:


Stillhütchen, die den Milchfluss bremsen

Zu seltenes oder unregelmäßiges Anlegen

Zu früher Seitenwechsel, bevor die Brust gut entleert wurde

Schnuller oder Flasche, die den Saugreflex verändern

Stress, Übermüdung oder Ablenkung, die Oxytocin hemmen

Verkürztes Zungenbändchen oder ineffektives Saugen

Feste Stillzeiten statt Stillen nach Bedarf


Ein wichtiger Punkt! An der Brust funktioniert das Trinken anders als an der Flasche.

An der Flasche fließt Milch sofort, gleichmäßig und mühelos.

An der Brust muss das Baby aktiv saugen, den Milchspendereflex auslösen und mit rhythmischer Bewegung trinken.

Viele Eltern denken dann: „Da kommt nichts mehr“ – dabei läuft alles genau richtig.


Mit zunehmender Entleerung der Brust steigt der Fettgehalt der Milch an. Sie wird cremiger, sättigender – wie eine natürliche Muttermilch-Sahne.

Wenn das Baby zu früh loslässt oder zu schnell die Brust wechselt, bekommt es eher die dünnere Anfangsmilch.

Darum ist es besser, das Baby eine Brust wirklich „austrinken“ zu lassen, bevor du wechselst.



Maßnahmen, die wirklich helfen


Wenn du das Gefühl hast, dein Baby bekommt zu wenig Milch, ist Nähe der wichtigste Schritt. Dein Körper reagiert auf Reize – jedes Stillen ist ein Signal, mehr Milch zu bilden.


Häufig anlegen: 10–12× in 24 Stunden, auch in der Nacht

Nachts stillen: Der Prolaktinspiegel ist nachts am höchsten – das fördert die Milchbildung besonders effektiv

Wechselstillen: Wenn dein Baby müde wird, kurz die Brustseite wechseln, um den Milchfluss erneut anzuregen

Hautkontakt: Kuscheln, Stillen im Bett, Körper an Körper – das steigert Oxytocin und Milchfluss

Kein Druck: Oxytocin fließt nur, wenn du dich sicher und geborgen fühlst – Stress blockiert den Milchspendereflex

Stillhütchen prüfen: Sitz und Größe kontrollieren

Kein Vergleichen: Pumpmengen sagen nichts über die tatsächliche Milchmenge aus

Sanfte Unterstützung: Bockshornkleesamen, oder ein Stillöl (z. B. Oleum Lactagogum) können Wärme und Durchblutung fördern, ersetzen aber kein Anlegen



Konkrete Empfehlungen aus der Praxis


1. Muttermilch-Sahne – konzentrierte Energie aus deiner Milch.

Wenn dein Baby viel trinkt, aber trotzdem kaum zu nimmt, kannst du den Fettanteil der Milch sanft erhöhen.

Pumpe etwas Milch ab, lass sie im Kühlschrank einige Stunden stehen und schöpfe dann den cremigen oberen Teil ab – das ist die sogenannte Muttermilch-Sahne.

Sie enthält besonders viele Kalorien und gesunde Fette und kann deinem Baby pur oder mit frischer Muttermilch gemischt gegeben werden.

In der Fachsprache nennt man das Lacto-Engineering – also das bewusste Nutzen der natürlichen Fettverteilung in Muttermilch, um den Energiegehalt zu steigern.


2. Stillhütchen überprüfen

Stillhütchen bremsen häufig den Milchfluss.

Lass Größe und Sitz unbedingt von einer Stillberaterin prüfen.

Zu große Hütchen führen oft dazu, dass Babys weniger Milchfett bekommen.

Manchmal klappt das Stillen ohne Hütchen am besten, wenn das Baby im Halbschlaf ist oder schon ein erster Milchspendereflex eingesetzt hat.


3. Stillmanagement optimieren

Wechsle während einer Stillmahlzeit zwei- bis dreimal die Brust, sobald dein Baby langsamer trinkt – das fördert den Fluss und den Zugang zur fettreichen Milch.

Lass Clusterfeeding am Abend zu und sorge für viel Hautkontakt, das steigert Oxytocin und unterstützt die Milchbildung.

Wenn du zusätzlich abpumpst, kann Power-Pumping hilfreich sein: 10 Minuten pumpen – 10 Pause – 10 pumpen – 10 Pause – 10 pumpen, einmal täglich über ein bis zwei Wochen.


4. Alternative Füttermethoden zur Flasche

Die meisten Stillkinder verweigern die Flasche, wenn sie diese nie kennengelernt haben.

Als sanfte Alternativen eignen sich Becherfütterung (Softcup, Doidy Cup, Avent Lernbecher), Löffel- oder Spritzenfütterung für kleine Mengen oder Trinklernbecher mit weichem Rand.

So bekommt dein Baby zusätzliche Milch, ohne den natürlichen Saugreflex an der Brust zu verlieren.


5. Beikost erst wenn alle Reifezeichen erfüllt sind – und immer als Ergänzung, nicht als Ersatz

Immer nach dem Stillen, nicht davor.

Achte auf energiereiche Zutaten und 1 TL Fett pro Portion (Rapsöl, Butter, Ghee, Kokosöl).

Süßkartoffel, Avocado, Hirse, Bohnen, Mandelmus liefern gute Kalorien und unterstützen dein Baby, ohne das Stillen zu ersetzen.


6. Trinkwiegung – bitte nicht!

Zu häufiges Wiegen schadet mehr, als es hilft.

Es bringt dich als Mama in eine enorme Belastungssituation und führt leicht zu Selbstzweifeln.

Ich habe viele Mütter begleitet, die sich dadurch völlig erschöpft fühlten – das raubt unnötig Energie und Vertrauen.

Es reicht völlig, zu den MuKi-Untersuchungen zu gehen und dort wiegen zu lassen.

Wenn du möchtest, kannst du zusätzlich in einer Elternberatung oder Stillgruppe etwa einmal im Monat wiegen – mehr ist nicht nötig.

Vertraue deinem Gefühl und den Signalen deines Babys, nicht der Waage.



Die Gewichtskurve richtig verstehen


Ein Absinken auf der Perzentile kann dich vielleicht verunsichern, ist aber oft harmlos.

Gestillte Babys wachsen anders als Flaschenbabys – ihre Wachstumskurve / Perzentile verläuft flacher.

Viele Kinder rutschen von der 50. auf die 15. oder 10. Perzentile und bleiben dort stabil.

Entscheidend ist nicht die Zahl, sondern der Verlauf: bleibt die Linie parallel, ist alles gut.

Lass dir beim Kinderarzt die WHO-Stillkurve zeigen – sie bildet den natürlichen Verlauf realistisch ab.




Stillen ist zwar die natürlichste Sache der Welt, gleichzeitig brauchen viele Frauen in den ersten Monaten Unterstützung. Wo früher die Großfamilie Vorbilder lieferte müssen wir uns heute alles selbst beibringen.

Es geht um Vertrauen, Bindung und Körperwissen.

Dein Baby weiß intuitiv, was es braucht, und dein Körper reagiert darauf, wenn du ihm Ruhe und Nähe gibst.


Das Wichtigste ist nicht, wie schnell dein Kind zunimmt, sondern dass es zunimmt!


Falls du unsicher bist oder Probleme auftauchen such dir eine Stillberaterin in deiner Nähe. Sie kann dir helfen dein Stillmanagment zu verbessern, die Anlegeposition korrigieren oder dir hilfreiche Tipps geben.

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