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Co-Regulation – warum dein Kind deine Ruhe braucht, um sich selbst zu beruhigen

  • Autorenbild: Anna Schuh
    Anna Schuh
  • 20. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Okt.

entzückende Tierwelpen - Mammalia Familienbegleitung

Babys und kleine Kinder können ihre starken Gefühle noch nicht allein verarbeiten, weil ihr Nervensystem noch unreif ist. Sie brauchen Erwachsene, die wie ein „äußeres Nervensystem“ Halt und Sicherheit geben. Co-Regulation ist deshalb die Grundlage dafür, dass Kinder später Selbstregulation lernen können.



Warum Eltern zuerst bei sich selbst anfangen müssen


Die Frage kennen alle Eltern: Was hilft meinem Kind, wieder zur Ruhe zu kommen?

Kinder spüren jede Anspannung von Mama und Papa. Deswegen ist die erste Maßnahme selbst ruhig zu werden. Bist du hektisch, wütend oder nervös, überträgt sich das sofort. Gelingt es dir, einen tiefen Atemzug zu nehmen, ruhiger zu sprechen und mit offener Körpersprache da zu sein, färbt diese Ruhe ab. Co-Regulation beginnt also immer bei dir. Und manchmal muss es gar nicht viel sein. Manchmal reicht es schon, sich zu deinem Kind auf den Boden zu setzen und zu signalisieren: „Ich seh dich, ich bin da.“ Co- Regulation ist kein bedüteln.



Co-Regulation im Alltag


Co-Regulation passiert nicht nur in Ausnahmesituationen, sondern jeden Tag. Wenn du dein Baby oder Kind in den Arm nimmst, wenn du es mit sanften „schhhhh“ wiegst, wenn ihr zusammen kuschelt, wenn du ihm beim Einschlafen sanft etwas vorsingst oder bewusst langsam atmest – all das sind Momente, in denen dein Kind spürt: „Ich bin sicher.“ Rituale wie Vorlesen, Babymassage oder ein gemeinsames Lied geben zusätzlich Struktur und Geborgenheit.



Woran du erkennst, dass es deinem Baby zu viel ist bevor es zu viel ist


Auch Babys haben schon kleine Möglichkeiten, sich selbst zu beruhigen. Das ist noch keine echte Selbstregulation – dafür brauchen sie uns Eltern – aber es sind erste Schritte in diese Richtung:



  • Hände zur Mitte bringen

    Babys legen die Hände aneinander oder greifen die eigenen Finger. → Das schafft ein Gefühl von Ordnung und Mitte, wie im Mutterleib.


  • Füße aneinanderstoßen oder festhalten

    Wenn Babys die Füße berühren oder gegeneinander drücken, spüren sie Begrenzung. → Das gibt Sicherheit und hilft, die Körperspannung zu regulieren.


  • Saugen (Daumen, Finger, Tuch)

    Saugen ist ein tief verankertes Grundbedürfnis. → Es beruhigt das Nervensystem und vermittelt Geborgenheit.


  • Sich festhalten

    Ob an der Kleidung von Mama, Papa oder am Tuch – festhalten gibt Halt im wahrsten Sinn. → Das Gefühl von „Ich hab etwas in der Hand“ wirkt stabilisierend.


  • Blick suchen oder abwenden

    Babys suchen deinen Blick, wenn sie Nähe brauchen – oder wenden sich ab, wenn es zu viel wird. → Beides ist Regulation: Nähe tanken oder Reizüberflutung vermeiden.


  • Leises Brummen, Seufzen oder Quietschen

    Kleine Töne helfen, innere Spannung loszulassen. → Sie sind wie ein Ventil für Gefühle.



Diese Zeichen zeigen dir: Dein Baby versucht, sich selbst zu ordnen. Doch erst durch deine Nähe, deine Ruhe und deine Co-Regulation lernt es nach und nach, wie Regulation wirklich funktioniert.



Was die Forschung zeigt


Die Neurobiologie zeigt: Ein regulierter Erwachsener signalisiert Sicherheit. Deine Nähe, deine Stimme und deine Atmung wirken direkt auf das Nervensystem deines Kindes. So kann es wieder herunterfahren, selbst wenn die Gefühle davor noch überwältigend waren.



Wenn Eltern an ihre Grenzen kommen


Natürlich sind auch Mamas und Papas nicht immer gelassen – und das ist völlig normal. Wichtig ist, dass du Wege findest, dich selbst wieder zu regulieren: kurz an die frische Luft gehen, Musik hören, tanzen, Seifenblasen pusten, Freunde einbeziehen oder dich mit deinem Kind gemeinsam hinlegen und ein Buch lesen. Singen, hüpfen, kuscheln, …


Selbstfürsorge ist kein Extra, sondern Voraussetzung für Co-Regulation.



Was Co-Regulation nicht ist


Manchmal wird Co-Regulation falsch verstanden. Es geht nicht darum, Gefühle wegzureden oder kleinzureden („Ist doch nicht so schlimm“), Kinder zu isolieren („Geh in dein Zimmer, bis du ruhig bist“) oder sie zu überreden („Du musst nicht weinen“). Co-Regulation heißt: Gefühle gemeinsam aushalten und Nähe geben.



Der Weg zur Selbstregulation


Je öfter Kinder erleben, dass ein Erwachsener sie in ihren Gefühlen hält, desto leichter finden sie später eigene Strategien: tief durchatmen, Worte für ihre Gefühle finden, sich beruhigen. Selbstregulation entsteht nicht im Alleingang, sondern durch Co-Regulation. Es fördert außerdem die Bindung, gibt Sicherheit und ein Gefühl von „Ich bin richtig und ich werde angenommen wie ich bin.“

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